Glaubenskurse für die ESGn

Gottesbild - Woran Du dein Herz hängst, das ist dein Gott

Ablauf

Verfasser*in: Michael Press, ESG München, michael.press@elkb.de

Ablauf :
1. Anspiel
2. Gottesbilder
3. Textimpuls: Glauben als Vertrauen
4. Biblische Gottesbilder  
5. Das 1. Gebot einführen
6. Abschluss
 
Inhalt:
1. Anspiel, siehe Material unten
2. Gottesbilder in Kleingruppen diskutieren
Die Gottesbilder sind vorher ausgeschnitten und auf Karton geklebt worden.
Impuls: Wir können über Gott nicht anders als in Bildern oder Metaphern reden. Das tut auch die Bibel, wenn sie Gott beispielsweise König, Richter oder Vater nennt. Daneben haben Menschen ganz viele Gottesbilder entworfen, die ihre Bedürfnisse, Vorstellungen, ihre Kultur und Bildung widerspiegeln.
Schaut euch die Bilder (oder Symbole) an und diskutiert, welche Gottesbilder in unserer Gesellschaft oder unter Studierenden wichtig sind und warum? Was verbinden Menschen mit solcher Vorstellung? Was erhoffen sie sich, oder was fürchten sie? (Wenn noch Zeit ist: Was glaubt ihr, wie sind solche Gottesbilder entstanden?)
3. Textimpuls: Glauben als Vertrauen.
Plakat: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ (Martin Luther)
„Gott sei Dank gibt es nicht, was 60 bis 80 Prozent sich unter Gott vorstellen.“ (Karl Rahner)
Impuls: Luther meint: Dein Gott ist das, wofür du fieberst, wofür du dich mit ganzem Herzen einsetzt, wofür du bereit bist, Opfer zu bringen, wovon du dir Großes erwartest, oder der dir hilft in Not. Alle Menschen haben irgendeinen Glauben. Luther meint das durchaus kritisch. Die meisten Menschen hängen ihr Herz an das Falsche. Oft steckt hinter den Ersatzgöttern die Sehnsucht nach dem wahren Gott. Wie ist es z.B. mit dem Gott, den die Fußballer anrufen? Da die Gegner denselben Gott anrufen, wem soll Gott den Sieg geben? Deshalb warnt das zweite Gott davor, von Gott Bilder zu machen, das heißt mit unseren kulturellen Vorurteilen über Gott zu denken.
Glauben bedeutet im christlichen Verständnis, sich abzuwenden von den falschen Gottesbildern hin zum wahren Gott. Glauben ist Herzenssache oder ein Vertrauen und kein Wissen. Christlicher Glauben bezieht sich auf ein Gegenüber, der für das eigene Leben entscheidende Bedeutung hat. Wenn wir also wissen wollen, wer Gott ist, reicht es nicht, von unseren Gottesbildern auszugehen. Stattdessen erzählen wir die biblischen Geschichten von Gott nach und suchen ihre Fortsetzung in unserem Leben und unserer Zeit. Dabei bietet auch die Bibel verschiedene Gottesbilder an. Da sich alle Bilder auf die Beziehung zwischen Gott und den Menschen beziehen (z.B. Gott erscheint uns wie eine Mutter, die uns behütet, oder wie ein liebender Vater, aber er selbst hat kein Geschlecht), müssen sie alle noch einmal kritisch mit dem 2. Gebot und der Verkündigung Jesu Christi hinterfragt werden.
 
4. Biblische Gottesbilder in Kleingruppen diskutieren. Texte siehe oben.
Diskussionsfragen:
Wie wird Gott in dem Text vorgestellt?
Wie beschreibt der Text das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen?
Fasst die Vorstellung Gottes mit einer Überschrift zusammen, die beginnt mit: Gott ist …
Bestimmt jemanden, der die Ergebnisse vorstellt.
Die Gruppen stellen die Ergebnisse vor, dazu gibt der oder die Leitende einen kurzen Kommentar:
Zu Exodus 3: Gott stellt sich Mose vor. Er hat damit einen Namen und ist ansprechbar. Er möchte mit der Bekanntgabe seines Namens Gemeinschaft herstellen, er möchte angerufen werden. Er ist Person. Mose verspricht er die Befreiung Israels aus der Unterdrückung. Damit wird er zum Gott der Befreiung.
Nur an dieser Stelle in der Bibel wird eine Erklärung des Gottesnamens versucht. Dieser wird mit vier hebräischen Buchstaben bezeichnet, die als Adonai oder „der Herr“ ausgesprochen und geschrieben wurden (so auch in der Lutherbibel). In der Auslegung des Namens wird sowohl das Geheimnis Gottes wie seine Treue und Verlässlichkeit angedeutet. Sein Geheimnis ist in seiner Heiligkeit verborgen (Mose verhüllt sein Gesicht und zieht seine Schuhe aus). Sie ist wie ein verbrennendes Feuer (Jesaja 6, Gott als Richter). Gottes Treue liegt in dem Verweis auf die Zukunft: ich werde sein, der ich sein werde, oder in einer anderen Übersetzung: ich werde da sein. Damit verweist Gott auf die Zukunft seiner Geschichte mit seinem Volk und den Menschen: Die Befreiung aus der Sklaverei; die Gabe des Gottesgesetzes am Sinai; die Befreiung aus dem Exil; die Sendung Jesu Christi; die Ausweitung der Erwählung auf alle Menschen.     
Zu den Psalmen: In Psalm 139 geht es um Gott, der mich von allen Seiten umgibt und seine Hände über mich hält. Es gibt keinen Ort und keine Zeit, in der Gott nicht anwesend ist. Deshalb bittet die Betende, dass Gott sie leite und vor bösen Wegen bewahre. In Psalm 146 handelt Gott rettend und helfend an denen, die Not leiden, den Armen, den Gefangenen, den Blinden, den Fremden, Witwen und Waisen, also allen, die in der Gesellschaft keine Chance haben, sich durch Leistung Respekt und ein Auskommen zu verschaffen. Gottes Hilfe und Recht-schaffendes Handeln richtet sich auf die am Rande der Gesellschaft. Wer diesen Gott lobt, wird sich auch selber für diese Menschen einsetzen.
Zu Apostelgeschichte 17: Paulus ist in der Metropole der griechischen Bildung und Philosophie. Die Athener verehren einen Gott, nur ist ihnen der wahre Gott unbekannt. Er muss daher von Paulus verkündigt werden. Gott ist der Schöpfer, der alles gemacht hat. Er braucht keine Gaben des Menschen, weil er alles gibt. Trotzdem können die Menschen Gott finden, denn sie haben durch ihn Leben und sind ihm verwandt, können ihn daher auch erkennen. Deshalb ist das einzige Bild Gottes der Mensch. Mit Jesus Christus ist die Offenbarung Gottes zu ihrem Ende gekommen. Jesus Christus ist der kommende Richter und der Tag des Gerichtes ist festgesetzt.
Doch die wohl philosophisch geschulten Hörer weichen aus, sie können die Verkündigung des Gekreuzigten, den Philosophen eine Torheit (1. Korinther 1) und seiner Auferweckung nicht fassen, da er ihrem Gottesbild widerspricht.  Können wir ihn unser Gottesbild formen lassen?  

5. Das 1. Gebot einführen.
Ein Plakat oder Anschrieb: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland herausgeführt hat. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ (1. Gebot, Exodus 20, 2-3).
Kurze Erklärung: Der Gott der Bibel ist der befreiende Gott, der das Volk Israel aus der Sklaverei in die Freiheit geführt hat (beschrieben im Buch Exodus). Die Menschen, die an diesen Gott glauben, vertrauen darauf, dass er auch sie befreien wird aus den vielfältigen Gefangenschaften, in denen sie sich befinden. Deshalb schließt der Glaube an den Gott der Bibel aus, daneben an andere Götter oder Gottesbilder sein Herz zu hängen. Die anderen Götter und Götterbilder sind Trug, unfähig zu helfen, ja Verführer.  Das ist die Wahl zwischen den Gottesbildern, die sich Menschen immer gemacht haben, und dem wahren Gott, der sich selbst zu erkennen gibt. Auch er ist allerdings nur in Geschichten und damit in Bildern zu benennen. Diese Bilder, z.B. „Herr“ oder „Vater“ verändern ihren Inhalt, indem sie sich auf die Geschichte mit diesem Gott beziehen, die in der Bibel erzählt wird. Gott ist nicht einfach für alle gleich: Gott schließt einen Bund und erwählt sich sein Volk und durch Jesus Christus seine Gemeinde. Damit wird die Geschichte zwischen Gott und uns zur Heilsgeschichte, der Geschichte von den rettenden Taten Gottes.    

6. Abschluss:
Hat sich euer Gottesbild durch den heutigen Abend verändert?

Material: Anspiel Gottesbilder  (kann vorher vorbereitet oder adhoc gelesen werden)
(dazu Verkaufsschild: Qualitätsvolle Gottesbilder zu verkaufen. Kopiert aus dem Internet und ausgeschnitten: Maneki-neko, die winkende Katze; David von Michelangelo)
Hinter einem Tisch nimmt der Verkäufer Platz, nachdem er zuvor ein Schild sichtbar aufgehängt hat: Gottesbilder zu verkaufen. Große Auswahl. Günstig. Erwerben Sie ihr persönliches Idol! Jetzt geöffnet.
Eine Studentin betritt den Verkaufsraum und schaut sich suchend um. Sie legt offensichtlich Wert auf ihr Äußeres.
V: Womit kann ich dienen?
S: Ich suche ein passendes Gottesbild?
V: Was ist denn für Sie passend?
S: Jedenfalls nicht der alte Mann mit weißen Bart wie in der alten Bibel meiner Oma. Der erinnert mich immer an den Weihnachtsmann. Es muss doch einen modernen Gott geben?  
V: Auch moderne Götter gibt’s viele.  In welche Richtung soll’s denn gehen? Wir haben hier aus der Sparte Esoterik die kosmische Energie, den Chakren-Gott oder das höhere Selbst? Aus der Sparte Natur den Sonnenaufgang über Bergesgipfeln. Oder soll es aus der Sparte Wissenschaft etwas sein? Zum Beispiel der Big-Bang-Koordinator oder der Alien-Gott? Oder vielleicht lieber aus der Wirtschaft, der Gott Mammon?
S: Mammon, heißt doch Geld, oder? Geldgott, nee, wirklich nicht. Es laufen schon genug dem Geld hinterher, ohne geht es allerdings auch nicht.  
V: präsentiert eine lachende, winkende Katze (asiatisch): Wie wäre es damit? Maneki-neko, die winkende Katze, ein Gott des Glücks und Geldes aus Japan?
 S: Süße Katze, aber echte Katzen sind mir lieber, ist doch etwas kitschig. Haben Sie nicht einen schönen Gott?
V: Schön? (Mustert sie), passend schön…, schöner Körper…, hier der Tattoogott (zeigt ein nicht sichtbares Bild), oder halt, doch besser der Michelangelo: holt eine Statue des David aus Florenz hervor:Hier, wirklich schön, und so männlich
S: Schön ist er ja wirklich, diese Muskeln, aber ich dachte…, steht der nicht irgendwo in Italien? Ist das ein Gott oder ein Mensch?
V: Aber Sie wissen doch: Gott wurde Mensch.  Also solch ein Mensch, der ist doch wirklich göttlich. Diese überirdische Stärke, dieser Ausdruck … Gott wurde Mensch, damit die Menschen Götter werden, hat ein alter Theologe mal gesagt.
S: Wirklich? Na, er gefällt mir schon. Gut, den nehm‘ ich. Wickeln sie ihn mir ein. Er soll ein Geschenk sein. An meinen Freund.
V: Sehr gerne, vielleicht hätte der Freund lieber eine schöne weibliche Göttin, da habe ich etwas aus der Antike, Venus: die Liebesgöttin.
S: Liebesgöttin braucht er nicht. Dafür hat er ja mich.
V: Der glückliche Mann, bitte sehr, macht 18 Euro.
S: Danke und auf Wiedersehen.   


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