Glaubenskurse für die ESGn

Gottesbild - Der liebende Vater

Ablauf

Verfasser*in: Michael Press, ESG München, michael.press@elkb.de

Ablauf:
1.Einstieg
2.Gleichnis lesen und auslegen
3.Sich in der Geschichte finden


Inhalt:
1.Einstieg: Wie hat sich mein Gottesbild gewandelt?
Wie sieht eure Beziehung zu Gott jetzt aus und wie hat sie sich verändert im Vergleich zu dem, wie sie vor 5 Jahren oder 10 Jahren war? Geht in Zweiergruppen zusammen und stellt euch das gegenseitig vor (5 Minuten).  
Hintergrundinformation:
Gottesbilder verändern sich im Laufe des Lebens, so wie sich auch unser Vorstellungshorizont verändert mit unseren Erfahrungen. Untersuchungen haben eine Abfolge von einem magischen über ein mythischen hin zu einem symbolischen Glauben ergeben.  Mit anderen Worten, die meisten Kinder glauben, dass Gott wie ein Magier überall und jederzeit verändernd eingreifen kann. Die Welt ist voll von Geistern und Gott ist der größte und mächtigste Geist.
Ältere Kinder entwickeln einen mythischen Glauben. Das bedeutet, Gott wird als menschenähnliche, aber allmächtige Person vorgestellt, die man beeinflussen kann, z.B. durch Gebete oder Versprechungen. Gott ist wie ein Vater, der für einen selbst und andere sorgt und die Welt ordnet und regelt. Wenn man die Regeln nicht befolgt, droht Strafe oder Unglück.
Jugendlich lösen sich langsam von dem mythisch wörtlichen Glauben und entwickeln einen mehr personalen und auf Symbole bezogenen Glauben. Glaube ist ein Zusammenhang von Werten, Geschichten und symbolischen Inhalten, die z.B. durch die schützende Hand. Während 90 % der Neunjährigen Gott in menschlicher Gestalt malen, sind es nur noch 20 % der 16 Jährigen, wie eine Untersuchung aus Westdeutschland zeigt.   Wenn es keine religiöse Lehre oder Überlieferung gab, bleiben die Gottesbilder klischeehaft und stereotyp. So malen z.B. ältere Jugendliche in Ostdeutschland Gott als alten Mann mit weißem Bart wie den Weihnachtsmann.
Gottesbilder können auch Verzerrungen darstellen und Schaden anrichten. So z.B. Vorstellungen, die nicht in der Bibel vorkommen, oder aus dem Kontext gerissen einseitig und damit falsch sind: Gott als Mann, der das Patriarchat stützt (in Wirklichkeit hat Gott kein Geschlecht). Gott als zynischer Zuschauer menschlichen Leidens. Gott als unendlich fern und unbekümmert um menschliches Leben. Gott als Puppenspieler, der alle Strippen zieht. Gott als Kontrolleur und Aufpasser, der alles überwacht und bestraft - früher ein Zerrbild der Erziehung.  
Die für Christen maßgeblichen Erfahrungen mit Gott stehen in der Bibel. Jesus hat mit Bildern und Geschichten über Gott zu den Menschen seiner Zeit geredet. Diese Geschichten nennt man Gleichnisse, weil sie oft eingeleitet werden mit Sätzen wie: Gott ist wie …
2. Gleichnis lesen und auslegen
Impuls:
Der jüngere Sohn erlebt etwas, was die meisten Studierenden erlebt haben. Er macht sich selbstständig von den Eltern. Dabei tritt er ziemlich fordernd auf. Das, was er sowieso zuhause hat, reicht ihm nicht. Er möchte unabhängig sein. Steckt nicht in jedem von uns dieser Wille, unabhängig zu sein, eigenes Geld zu haben, sich nicht reinreden zu lassen?
Der Vater streitet nicht. Er versucht nicht, ihn zu halten er gibt ihm den Anteil. Nun hat der Sohn die Freiheit und kann tun, was er will. Doch er trifft falsche Entscheidungen, lässt sich verführen, verschwendet und verprasst alles, was er hat. Er hat nicht einmal Freunde gewinnen können, denn in der Not hilft ihm keiner. Als er ganz unten angekommen ist, kommt die Erinnerung: Wie schön und war es doch zu Hause. Kann ich zurück. Schließlich ist es die Familie. In seinen Worten erkennt er seinen Fehler an. Aber stimmt denn das, was er sagt? Was hält er vom Vater, wenn er so zu ihm redet?

Text unterbrechen mit den Fragen: Wie könnte der Vater reagieren?
Wie wird der ältere Sohn reagieren, wenn der jüngere Sohn wiederkommt?
(Die verschiedenen Vorschläge können abgestimmt werden). Dann Fortsetzung der Geschichte. Die Rückkehr.

Kommentar:
Der Patriarch macht etwas in der Antike Unglaubliches. Er vergisst seine Stellung und Würde und läuft dem Sohn voller Freude entgegen. Bevor der Sohn seine Reue loswerden kann, ist er schon durch die Vaterliebe angenommen. Bedingungslos, ohne Erniedrigung. Keine Verurteilung. Kein Zwang zur Reue. Sein Denken im Schema „wie du mir, so ich dir“, in Ordnung, Vergeltung und Status, ist durchkreuzt.
Jesus erzählt die Geschichte als Gleichnis über Gott. Nun handelt dieser Vater aber ganz anders, als man es von Vätern in der damaligen Welt kannte. Sein Verhalten erstaunt. Jesus stellt das Bild Gottes in Frage. Zurzeit Jesu wurde Gott entweder als ganz fern, erhaben und abwesend empfunden, also das krasse Gegenteil zu einem liebenden Vater, oder als Gesetzgeber und Richter, der seine Gesetze und Gerechtigkeit durchsetzt. Jesus zeichnet ein anderes Bild von Gott. Gottes Liebe ist bedingungslos, wie weit du dich auch von mir entfernst.
Auch wenn der ältere Sohn glaubt, er habe alles richtig und der jüngere Bruder habe alles falsch gemacht, so ist er doch demselben Irrtum verfallen wie der jüngere. Er folgt der gleichen Logik von Leistung und Verdienst. Auch für ihn bemisst sich die Stellung in der Familie an dem, was man leistet. Der jüngere Sohn nahm die Verurteilung des Vaters vorweg darüber, dass er versagt hatte. Der ältere Sohn hat seiner Meinung nach alles Geforderte getan und pocht jetzt auf seine Belohnung und die gerechte Bestrafung des Versagers.
Doch auch ihm geht der Vater nach. Er verlässt das Fest, um ihn zu suchen und zu werben. So wird auch der ältere Sohn herausgefordert, sein Vaterbild und seine Stellung in der Familie zu ändern. Er soll sich mitfreuen.
Als Gleichnis über Gott: Gott ist ganz anders, als wir es mit unseren Vorstellungen von Gerechtigkeit erwarten. Wenn sich Gott über die Rückkehr der Sünder freut, dann sollen sich alle Christen mitfreuen. Jesus fragt: „Wenn Gott so ist wie in dieser Geschichte, was folgt dann für euer Verhalten? Müsst ihr euer Gottesbild nicht ändern?“
3.Sich in der Geschichte finden

Anleitung für das Zweiergespräch: Nimm die beiden Söhne als Stationen auf deinem eigenen Lebensweg. (Wenn es zu schwierig ist, versetze dich in die Söhne von Gleichnis hinein).
1.Du bist der jüngere Sohn/die jüngere Tochter.
Du willst unabhängig sein vom Vater. Du willst dir dein eigenes Leben aufbauen. Du lebst dein eigenes Leben. Zweifelst du an der Liebe des Vaters/ Gottes. Hast du ein schlechtes Gewissen? Zweifelst Du, ob Gott dich noch immer liebt?
2.Du bist der ältere Sohn/ die ältere Tochter.
Du bist immer zu Hause geblieben. Warum bist du dort geblieben? Sind deine Wünsche und Hoffnungen erfüllt worden? Hast du nie am Vater gezweifelt? Warum zweifelst du jetzt daran, dass er das Richtige tut? Bist du jetzt enttäuscht vom Vater?
Nach 3 Minuten Wechsel.
3.Formuliert einen Dialog zwischen dem älteren und dem jüngeren Sohn beim Fest oder kurz danach. Was haben sie sich zu sagen? Eine ist die ältere, eine andere der jüngere Sohn.
Die Ergebnisse werden vorgestellt. Vielleicht will ein Paar ihre Szene vorspielen. Fragen und Punkte aus den Diskussionen können angebracht werden.
4.Schluss
Die Erfahrungen und Erzählungen können z. B.: in einem Bodenbild mit Teelichtern aufgenommen werden.
Dazu kann mit hellen und dunklen Tüchern, Laub, Steinen und Kies ein Weg gestaltet werden (am besten vorher), auch Symbole, die für bestimmte Lebenssituationen stehen, wie z.B. Auto, Haus oder eine Reiseerinnerung kann hinein. Der Weg endet bei der Osterkerze oder einer anderen großen Kerze.
Die Teilnehmenden werden gebeten, sich das Bild anzusehen und dann ihr Teelicht dorthin zu stellen, wo sie die Liebe Gottes besonders gespürt haben.
Wenn die Teelichter stehen, betrachten wir das Bild und die Leiterin spricht ein Dankgebet, dass Gott uns auf den verschiedenen Stationen des Lebensweges bewahrt hat.
Dazu kann das Lied gesungen werden.


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