Glaubenskurse für die ESGn

Die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu nach Grünewald. Ein Abend für die Passionszeit

Ablauf

1.Das Kreuz im Alltag
2.Jesu Leidensankündigung
3.Grünewalds Kreuzigungsdarstellung
4.Was hat Jesu Tod mit mir zu tun?

Verfasser: Michael Press, ESG München, michael.press@elkb.de

Inhalt:
1. Kreuz im Alltag
Ausgehend von Bildern, auf denen das Kreuz im Alltag vorkommt, über das Symbol des Kreuzes ins Gespräch kommen. Vorbehalte und Verständnisse aussprechen.
Wo begegnet das Kreuz im Alltag und welche Bedeutung hat es? Warum wird ein Kreuz als Zeichen benutzt?

2. Die Leidensankündigung Jesu
Die Passion war Konsequenz der erfahrenen Ablehnung Jesu, die ihm seit seinem ersten Auftreten entgegen schlug. Jesus war gekommen, den Anbruch des Reiches Gottes zu verkündigen und in es einzuladen. Doch viele Menschen haben sich etwas anderes erhofft, als Jesus ihnen geben konnte. Deshalb haben sie ihn nicht verstanden, auch die Jünger und Jüngerinnen nicht, oder fingen an, ihn zu verfolgen, weil er Freund der Sünder und Übertreter der religiösen Gesetze war.        
Text: Lk 18, 31-34
Frage: Wie sieht und deutet Jesus sein bevorstehendes Sterben? Was ist an seinen Worten rätselhaft, was ist klar?

3. Grünewalds Kreuzigungsdarstellung    
Statements dazu:
Grünewald erschreckte mich furchtbar. (Paul Klee)
Es ist der Christ der Armen, er, der sich den Elenden gleichstellt, zu deren Erlösung er kam, den Entwürdigten und den Bettlern, allen, gegen deren Hässlichkeit und Armut die Feigheit des Menschen ergrimmt; es ist der menschliche Christ, schwach und betrübt im Fleisch. (Joris K. Huysmann)
Der Schmerz eines Gottes, der mit bloßen Fingern die Luft zu Finsternis verknotet (R. Peyer)
Es ist nicht Aufgabe der Kunst zu trösten. Die Kreuzigung ist wahr, denn alles Entsetzliche, was sich Menschen antun, ist hier vorweg genommen. (Elias Canetti)  
Die über die Todeslinie hinaus zeigende Hand Johannes des Täufers bezeugt, dass dem Menschen die Unanschaulichkeit Gottes anschaulich wird in seinem Tod am Kreuz. (K. Barth)
Im Bilde stirbt Christus nicht einmal, vielmehr überall und stets, so dass die Schrecklichkeit zum Drama, zum Mythos wird. (Max Friedländer)
Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! (Joh 1,29)
Nur der leidende Gott kann helfen (Dietrich Bonhoeffer).

Kommentar: Von allen gemalten Kreuzigungsdarstellungen ist diejenige Grünewalds von 1512-15 die erschreckendste und faszinierendste. Der Eindruck ist ungeheuer, den die Leidensgestalt Christi mit ihrem von Martern geschundenen Leib macht. Aus dem mit Wunden übersäten Körper ragen die Spitzen abgebrochener Geißeln heraus, während der Kopf herabgesunken im Todeskampf und von der riesigen Dornenkrone blutig aufgerissen mit dem Leib verschmolzen ist.
Doch das Erschrecken über die Grausamkeit und die Leiden sind nur eine Seite. Sie wird durch die Figuren auf der linken Seite aufgenommen: Maria Magdalena und Maria, die Mutter Jesu, die
wie in ein weißes Leichentuch gehüllt mit ohnmächtig sich (im Gebet?)
aufreibenden Händen in den Armen des Jüngers Johannes zusammengesunken ist.    
Auf der anderen Seite steht überlebensgroß Johannes der Täufer. Er hält die Bibel in der Hand und zeigt mit seinem Finger auf Christus. Er ist der Prophet, der Bote und Ankündiger, der Hinweisende und Prediger des kommenden Heils: Dieser ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt
(Joh 1,29).  Zu seinen Füßen hat Grünewald das Lamm gemalt, dessen Blut in den Kelch des  neuen Bundes zur Vergebung der Sünden fließt.
Leiden und Erlösung, Krankheit, Heilung und das Heil ewigen Lebens sind untrennbar, was für moderne Menschen nicht leicht nachvollziehbar ist. Jesus Christus kam als Arzt, um unsere Krankheiten zu heilen, die Krankheiten der Sünde, der Verlorenheit durch die Trennung von Gott, und die Krankheiten des Leibes. Er konnte unsere Krankheiten nur heilen, indem er sie
selbst auf sich nahm, selber von Schmerz und Folter geschlagen wurde. Denn das
ist, was sich Menschen antun.
Im historischen Umfeld dieses Altargemäldes war diese Verbindung ganz deutlich: Es stand in der Kirche des Antoniterklosters in Isenheim im Elsass, das zugleich Hospital war für die an einer Getreide- oder Pilzvergiftung, dem sogenannten Antoniusfeuer, sowie an Pest und Syphilis unheilbar erkrankten Patienten. Die Kranken wurden zur Beginn der Behandlung und der
Aufnahme in das Klosterhospital vor die Kreuzigungsszene geführt. Hier müssen
sie in dem leidenden geschundenen Körper des Gottessohnes sich selbst
wiedererkannt habe: Ihre Leiden, ihre Krankheit hat Gott in Christus selber
erlitten und ertragen. Heil und Heilung- hier wurden sie unmittelbar und in ihrer Wirkung schockhaft befreiend erfahren.
Das Bild wird zum Medium, durch das der gekreuzigte und auferstandene Gottessohn direkt mit uns, den kranken, Heilung und Heil bedürftigen Menschen kommuniziert, indem wie im Abendmahl – der Kelch des Lammes rechts im Bild – Christi Tod Erlösung, Heilung und Heil, bringen für
alle Menschen.
                                            
4.Was hat der Tod Jesu Christi mit mir zu tun?
Diskussion. Dazu zwei kurze Texte.     
Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
(Jes 53, 4-5)
So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, (…) sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen.  Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.
(Röm 6,4-7)
Fragen:
Was bedeutet der Tod Jesu am Kreuz für dich?
In der Bibel steht, “er trug unsere Sünden.“ Wie verstehst du das?
Was bedeutet „Versöhnung durch seinen Tod“?


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