Glaubenskurse für die ESGn

Sünde und Rechtfertigung

Ablauf

Ablauf:
1. Gespräch zu einem Songtext (alternativ: Collagen, Gespräch)
2. Input und Gruppengespräch
3. Abschluss: Meditative Übung

Verfasserin: Gisela Groß-Ikkache, ESG Hamburg, gisela.gross@esg.nordkirche.de

Inhalt

1. Einstieg: Begrüßung / Lied

Song “Ich muss nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko einspielen, den abgedruckten Text verteilen, erste Gesprächsrunde:
Welches Selbstbild transportiert das Lied?
Gibt es Anknüpfungspunkte an die eigene Lebenssituation?
Welche Bezüge zum Thema lassen sich herstellen?

alternativ: Collage (Bilder aus Zeitschriften) zum Begriff „Sünde“ als Einstieg

2. Input: Hintergrundinformation zu den Begriffen Sünde und Rechtfertigung:
„Sünde“ ist mehr als nur ein altmodischer Begriff oder eine Umschreibung, wenn man gegen gute Vorsätze verstößt oder einen unmoralischen Lebenswandel hat. Sünde beschreibt die Erfahrung der Entfremdung des Menschen von Gott, die immer schon strukturell zu unserer Wirklichkeit dazugehört. Der Mensch ist darin sündig, dass er das Angebot Gottes, auf ihn allein zu vertrauen, zurückweist und nicht annimmt. „Sünde“ erfahren Menschen, wenn sie sich durch Ideale, Dinge, Gewohnheiten oder Gefühle beherrschen lassen, die nicht lebensförderlich sind. Das macht sie zu Gefangenen, gefährdet Beziehungen, der Kontakt mit Gott gerät aus dem Blickfeld und man kann aus sich selbst heraus daraus nicht entkommen. Rechtfertigung bedeutet, dass Christus uns aus dieser Gefangenschaft, z.B. aus der Fixiertheit auf das Haben oder auf das, was wir sein sollten, befreit. Er durchbricht diese Zusammenhänge und zeigt, dass Gott uns in Liebe und Barmherzigkeit so akzeptiert, wie wir sind. Dieses bedingungslose Angenommensein, diese Rechtfertigung kann der Mensch glaubend annehmen und für sich gelten lassen. Er kann und muss sie nicht erwerben, sich verdienen. Wir sind Gott recht „ohne des Gesetzes Werke allein aus Glauben“. Weil dieses Gott-recht-Sein ein an keine Bedingung geknüpftes Geschenk Gottes ist, spricht man von der Rechtfertigung allein aus Gnade.

Fragen zum Thema Rechtfertigungslehre:
„Sind das denn etwa keine vertrauten modernen Fragen, etwa:

Wer bin ich eigentlich? Sind wir nur das, was wir leisten? Sind wir nur das, was wir gut machen? Wer bewahrt mich vor der Verzweiflung angesichts des wenigen Guten, das wir tun können, und angesichts der Übermacht des Bösen? Sind wir in unserer Würde abhängig von dem, was die an¬deren von uns denken und urteilen? Sind wir darauf angewiesen, uns unter allen Umständen die Anerkennung durch die Anderen zu verschaffen, damit wir „wir selbst“ sein können? Wer er¬rettet mein Leben aus Sinnlosigkeit, Überflüssigkeit, Zufälligkeit, Leid und Tod? Sind wir mit un¬serem Tod eine austauschbare Nummer im Fortgang der Menschheitsgeschichte geworden, an die sich bald niemand mehr erinnert? Oder sind wir bejaht, geliebt, gewollt vor all unserer „Leis¬tung“ und trotz unseres Versagens? Können wir sein, wie wir sind, gleichviel, was die Leute über uns reden? Hat da jemand, aus dessen Hand wir nicht fallen können, noch ein Wort über uns, wo alle anderen verstummen?“ (aus: Otto Hermann Pesch, Die ‚Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre‘ Entstehung ? Inhalt ? Bedeutung ? Konsequenzen. Vortrag in der Karl Rahner Akademie Köln vom 13. Januar 1998, 16, in: Münsteraner Forum für Theologie und Kirche, (MFThK), www.muenster.de/~angergun/gemeinsamerkl.html abgerufen 2012)



Gespräch: Was stoßen diese Fragen in mir an?
Sünde als Getrenntsein von Gott – erfahre ich das? Wo und wie?
Wo gibt es leistungsfreie Räume in meinem Alltag?
Wo erfahre ich das Gefühl des Angenommenseins?

3. Abschluss: 5-Minutenübung: Gott lächelt
Die kurze, meditative Übung „Gott  lächelt“ versucht, das Gefühl der vorbehaltlosen Annahme durch Gott zu vermitteln. Nachdem sich alle einen Platz gesucht haben, an dem sie bequem sitzen können (mit geöffneten oder geschlossenen Augen), wird der Text sehr langsam vorgelesen. Diese Übung lässt sich auch im Alltag praktizieren. Eventuell kann anschließend ein Austausch über das Erlebte erfolgen.

alternativ: 10 Minuten Herzensgebet (http://www.exerzitien-herzensgebet.de/herzensgebet.pdf)
Abschließender Zuspruch:
Gott, Vater und Mutter, Bruder und Freundin.
Wenn du uns anblickst, erkennen wir uns selbst.
Wenn du uns anblickst, werden wir schön.
Du kennst unsere Angst, unsere Schuld, unsere Scham,
unsere Anstrengung, unsere Verkrümmung
und sagst Ja zu uns.
Du befreist uns immer wieder zum Leben in deiner Gnade.

(Birgit Mattausch in: gottesdienstinstitut-nordkirche.de/wp-content/uploads/2015/03/Beicht-Meditation.pdf




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